Biografie • Kilian Richter

Wir wollen keine Verwirrung aufkommen lassen: Es gibt 2 Biografien.

Die Vita und die Geburt der Figur auf der einen Seite und das _{(ausgedachte)} Leben von Kilian Richter. Denn Kilian Richter atmet nicht und teilt auch seine Vergangenheit nicht mit dem Autor, Christof Huschens. Alles klar? Nicht. Gut, dann können wir anfangen.

Die Figur hat sein Leben in einem Kopf begonnen, er ist eine Kopfgeburt. Eine Kopfschwangerschaft über Jahre im Hirn eines geplagten Trainers und Beraters. Unzählige verbale Ergüsse intelligenter und wissbegieriger Teilnehmer von Kursen waren der Samen für die Figur. Typisch: „Das ist ja alles ganz schön aber in der Praxis läuft das ganz anders.“ Stimmt: tut es. Die Eizelle war die – nie laut ausgesprochene – Replik: „Weil solche …, wie du es falsch machen. Wider besseres Wissen!“

Nur, sie hatten recht.

Neues Wissen wird nur selten umgesetzt.

Wieso machen Menschen Fehler wider besseres Wissen? Geburtshelfer waren dann – Entschuldigung liebe Frauen¹ – Männer. Der Nobelpreisträger Daniel Kahnemann der „langsames Denken und schnelles Denken“ unterschieden hat. Und Rolf Dobelli, der 52 Denkfehler in einem kurzen schlüssigen Buch versammelt hat. Menschen entscheiden in der Regel nicht logisch oder nach dem vorhandenen Wissen. Also auch in Projekten? Da sollten doch Spuren zu erkennen sein.

Wenn das so ist, ist der Effekt in Projekten zu erkennen, Und wie?

Wer analysiert nun zum Beispiel Projekte nach genau diesen Verzerrungen und ruft dann, „Und wie!“? Das wäre ein Spurensicherer. Ein erfahrener Projektleiter, der Projekte seziert. Ein ausgedachter Beruf „Projekt Forensiker“. Eher Tatortreiniger ohne Ankläger. Erfahren muss er sein. Und etwas zynisch und sarkastisch am Rande des Geschehens. Abgetaucht im Homeoffice. In der Hausjacke am Schreibtisch. Ein selbst ernannter Richter: Das ist die Schwangerschaft und Geburt von Kilian Richter.

Kilian Richter ist nun grauhaarig und Mitte 40 mit ein bis zwei Jahrzehnten Erfahrung in diesem Alter. Sein Geburtsdatum verschweigt er, wie sollte auch erklären, dass er schon in diesem reifen Alter auf die Welt gekommen ist. Die verbreitete Alters-Diskriminierungen gilt für ihn nur bedingt: Es ist „Alters divers“ d.h. er nimmt das Grundrecht in Anspruch nicht das Geschlecht², sondern sein Alter selbst zu bestimmen.

Nach vielen Jahren Projektarbeit als Berater oder Coach hat seine Bissigkeit und Aggressivität beruflich isoliert. Den Rest hat der völlig überflüssige und daher unvermeidbare Kladderadatsch mit einer jüngeren Kollegin gegeben. Ohne den Kontakt mit seinem Freund und Auftraggeber zu verlieren hat er sich eingeigelt und alte Unterlagen durchgesehen. Sein Gesellenstück als Vertuscher hat er sicher mit der Renovierung eines Segelschiffes gemacht, bei dem er selbstredend weder beteiligt noch eingeschaltet war. Nicht die Entscheider sind im Blick, sondern die Werft. Niemand wird aus naheliegendem Grund je seinen Namen erwähnen. So konnte er aus der Ferne – im Film würde man sagen aus dem Off – das Wirken wundersamer Fehlentscheidungen ohne Einschaltung der Ratio verfolgen.

Dann beginnt seine Sammelleidenschaft für solche mit Verstand unerklärlichen Vorgänge. Die öffentlich bekannten Beispiele haben es da und dort trotz seiner Bemühungen – oder der seiner Kollegen – in die Medien geschafft. Leere Vergnügungsparks in einsamen Bergregionen, Fischzuchtanlagen als Millionen Grab, Saurier Erlebnis Parks etc. Dort hat ein Projekt Forensiker nichts zu gewinnen. Er wirkt in den kleinen unscheinbaren Projekten. Dort wo ein Abbruch besser wäre, aber schon so viel investiert wurde, wo Fachleute – schlimmer noch Experten! – mit jeder Aussage weit daneben liegen, wo alle Beteiligten in einem Projekt wissen, es wird nicht klappen, aber….

Die Sammelwut von solchen Anekdoten führt zum Aufbau von Fallstudien, Steckbriefen mit einseitiger Analyse und Suche nach dem Wirken irrationaler Denkwege.

Beispiele aus der eigenen Welt sind willkommen: kilian@kilian-richter.de